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DITTSCHE-FORUM :: Das wirklich wahre Forum ::
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Toddo Reiner Titan

Anmeldungsdatum: 07.03.2005 Beiträge: 4628
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Verfasst am: 16.09.2009, 08:50 Titel: Dies ist eine Kampfansage an den rotzfrechen Nachwuchs! ;-) |
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Hört genau zu, Ihr zungengepiercten Technohopper mit dem Arschgeweih über dem Steißbein: Ihr wart nicht dabei! Wir End-Vierziger bis Anfang-Fünfziger haben sie live erlebt: die Geburt des Synthesizers und den wahren Soundtrack der 70er, der von Bands wie Depeche Mode, Cure und Yazoo geschrieben wurde.
Wir haben noch mit Midischleifen und Oszillographen gekämpft! Wir haben Euren "Tekkno" erfunden, bei uns nannte sich das aber noch Wave und war tatsächlich Musik. Wir konnten durchtanzen, ohne uns bunte Pillen einzuwerfen zu müssen, um es zu ertragen. Unsere einzige Droge hieß Blue Curacão auf Sekt.
Wir mußten noch keine Angst haben, das uns Tina Turner mit Seniorenoberschenkelhalsbruch von der Bühne purzelt. Wir haben Madonna noch mit festen Brüsten und ohne Baby-Pause gekannt, Ihr Nasen!
Joschka Fischer trug Jeans und Turnschuhe. Echte Punker hatten Uhu in den Haaren und kein "L'Oreal". Bei uns haben sich keine Neonazis mit Türken geschlagen, sondern Punks mit Mods, Mods mit Poppern, Popper mit Rockern und alle gemeinsam gegen die Polizei.
Bei uns gab es noch Mofas, Mokicks und 80er bei denen durchgängig die Betriebserlaubnis erloschen war, denn das Wort "frisieren" hatte damals noch seine eigentliche Bedeutung, was ihr kahlgeschorenen Pfeifen nie verstehen werdet. Und wer einen Führerschein hatte, fuhr als erstes Käfer oder einen alten BMW, bei dem Dellen von Individualismus zeugten, ihr Smart-Popel.
Wir erinnern uns noch an Terroristenfahndungsplakate, auf denen hin und wieder ein Gesicht liebevoll mit Kulli von einem Staatsbediensteten durchgestrichen wurde.
Die Bundeswehr machte noch Spaß, wir kannten ja die Richtung, aus der der Feind kommt.
Sex war sicher und Motorsport tödlich. Heute ist es genau anders herum.
Ein Tattoo hatte wirklich nur jemand, der ein halbes Jahr in Indien oder Thailand war. Bei uns rannte nicht jede Tippse schnell noch ins "Letzte Tatoo-Studio vor der Autobahn", um sich im Alcopops-Brand chinesische Zeichen auf den Nacken pieksen zu lassen, die wahrscheinlich nichts anderes bedeuten als "Wer das liest ist doof".
Die Rapper kamen noch aus dem echten New Yorker Ghetto und nicht aus der Schweiz.
Zu unserer Zeit fielen Break-Dancer auf den Fussgängerzonen noch hin und wieder richtig auf die Fresse und Peter Maffay wurde beim Stones-Konzert noch ordentlich von der Bühne gepfiffen. Wir hatten noch die Qual der Wahl zwischen Pop, Rock, Metal und Italo-Disco und mußten nicht den wöchentlich ändernden Cross-over Trends nachjapsen. Wir hatten noch Plattenspieler (auf 33" und 45") und richtig geile Plattencover, auf denen man die Namen der MUSIKER (und nicht der Programmierer) ohne Lupe erkennen konnte und die tatsächlich Kunst waren - keine tempotaschentuchgroßen, einfarbigen Booklets auf denen gerade noch "nice price" lesbar ist.
Genau die gleichen Texte, die heute "Rosenstolz", "Juli" und "Silbermond" singen, hörte man jeden Samstag in der ZDF-Hitparade von Bernd Clüver, Christian Anders und Cindy & Bert.
Für uns war eine LP etwas Heiliges, das gepflegt und geliebt werden mußte - und keine CD-Plastik-Wegwerfware, die so robust ist, daß man sie durchaus auch als Bierglasuntersetzer verwenden kann. Bei uns erkannte jeder sein Eigentum noch an den individuellen Kratzern.
Wir haben kein Big-Brother geschaut sondern "Formel Eins", wo es eine ganze fette Stunde wirklich gute Musikvideos zu sehen gab, wir hatten kein MTV mit degenerierten Klingelton-Werbespots und eingebildeten VJ-Flaschen nötig.
Wir haben uns "Magnum" und "Simon & Simon" reingezogen, haben uns die Sakkoärmel hinauf geschoben und ließen uns die Haare seitlich ins Gesicht fallen - ohne diese beknackten, umgedrehten Baseballmützen oder Wollhauben.
In unseren Hosen konnte man noch sehen, ob eine(r) einen Hintern hatte, heute hängt der Arsch ja bei jedem von Euch in der Kniekehle der ach so tollen adidas-Jogginghose (die WIR übrigens nur im Sportunterricht angezogen haben). Man konnte erkennen ob jemand "män! nlich" oder "weiblich" war. Heute verschlabbert alles unter kunstvoll vergammelter Bekleidung. Wir waren stolz auf unsere weißen Socken und trugen Slipper mit einem Pfennigstück in der Schuh-Zunge und keine Plateau-Sohlen-Schuhe, die früher bei Klump-Füßen verschrieben wurden.
Und weil ihr gerade im Leistungskurs für Informatik sitzt: die AC/DC Einritzungen auf den Tischen sind von UNS - und es geschieht Euch nur recht, wenn ihr glaubt, daß die Dinger aus dem Physiksaal kommen, wo irgendein findiger Schüler seinerzeit die Abkürzung für "Gleichstrom/Wechselstrom" in die Bank gemeisselt hat!
Ach ja, hiermit entschuldige ich mich, auch im Namen meiner Altersgenossen für Modern Talking.
Das haben wir wirklich nicht gewollt ... _________________ Hallo schöne Frau, ham sie mal wieder einen an der Waffel?
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Jochen Reiner Titan

Anmeldungsdatum: 28.01.2007 Beiträge: 760
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Verfasst am: 16.09.2009, 10:12 Titel: |
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...Jawoll - Jawoll - Jawoll
Und bei uns hieß das auch noch nich KOPIEREN bei uns hieß das inne
Schuhle ABSCHREIBEN damit hamm wir was gelärnt und alles ohne
Kommputer
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klickerklacker Alleslappen
Anmeldungsdatum: 06.08.2006 Beiträge: 59
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Verfasst am: 16.09.2009, 16:46 Titel: |
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Jaja, früüüüher war aaaaalles besser.
Du hast Sunkist noch aus unpraktischen Pyramiden genossen. Du kennst noch Treets-Schokoklicker und Bonito (die mit den Gesichtern), Ahoi Brause und den Zauberriegel Caramac. Du hattest täglich Jolly, Berry (billig), Grünofant, Cola Pop oder Brauner Bär und dieses Eis in dem kegelförmigen Becher mit einem Kaugummi in der Spitze (Ballaballa) auf dem Speiseplan. Eis am Stiel gab es oft mit den bunten, durchlöcherten Plastikstielen, die man zu riesigen Raumschiffen zusammenstecken konnte. Du kennst den Nuss Nougat Brotaufstrich "Kaptain Nuss" noch.
Du weißt, dass Coca Cola besser geschmeckt hat, bevor das Rezept geändert wurde. Das Gleiche gilt für die Fanta vor dem "neuen Orangengeschmack". Du kannst dich an Coladosen aus deutlich dickerem Blech erinnern, mit Abreisslaschen. Das Coca-Cola-Jojo war wesentlich cooler als das Fanta-Jojo. Du kennst noch die limitierten bunten Sammeldosen von Cherry Coke, die anschließend jahrelang auf deinem Schrank gestanden haben.
Snickers war in rotem Papier eingepackt. Twix gab's gar nicht und wurde dann irgendwann als Raider eingeführt. Der Bazooka-Joe-Kaugummi mit Aufklebetattoos war zu deiner Jugendzeit Pflicht und es gab Wettbewerbe bei denen es um die größten Kaugummiblasen ging. Wunderkugeln! Wo man so herrlich bunte Zungen bekam und nach langem Hin – und Her- Lutschen endlich ein mörder leckeres Kaugummi frei gelegt wurde...Curly Wurly hieß für dich Lecker Schmecker, war jahrelang überhaupt nicht mehr erhältlich und früher 30 cm lang! Banjo war mal blau verpackt und hat nach Erdnuss geschmeckt. Für kurze Zeit gab es mal Banjo in roter Verpackung - mit Kokos.
Damals gab es noch Grüne Gummibärchen von HaRiBo und die Farben haben viel schöner geleuchtet, und die grünen haben auch irgendwie am besten geschmeckt!
Du kennst noch die bunten Blümchenaufkleber auf den Geschirrspülerflaschen von Pril.
Du warst stolzer Besitzer einer große Sammlung von Cola-Knibbelbildern!!!! Du hattest ein Panini-Fussball-WM-Sammelalbum. Du hast mit drei Freunden 5 Mark zusammengekratzt und dann ging's an den Flipper. Der letzte Ball im letzten Spiel wurde immer zu zweit gespielt. Deine kleine Schwester hat Sarah-Kaye-Kram gesammelt.
PEZ-Automaten.
Yps! mit Gimmicks wie der Roboterhand (mit der man aber nichts nehmen konnte, weil sie viel zu klein war), der Luftballon-Alarmanlage? und dem Um-die-Ecke-Teleskop?. Yps! Spezial kostete je nach Gimmick bis zu 9 DM - das war viel Kohle!
Als man dich zum ersten Mal zum Zigaretten holen geschickt hat, bist du mit zwei Mark losgezogen und im Päckchen waren noch zwei Groschen drin - und die haben gereicht, um in einer gelben Telefonzelle mit einem schwarzen Wählscheibenautomat fast eine Viertelstunde lang zu telefonieren.
Du hast massenhaft Plastiksoldaten und Matchbox-Autos im Buddelkasten verloren. Du hast von Hochhäusern kleine Fallschirmspringer oder Plastikflieger mit Styroporflügeln und gummigetriebenen Propeller geworfen - auch Flummies waren noch gebräuchlich und mussten diese Tiefe bezwingen.
Du kennst noch Slime, eine glibberige Masse, die in mehreren Farben und auch mit Würmern (Slime Worms) erhältlich war. Nach kurzer Zeit war die Masse entweder schmuddelig oder ausgetrocknet und zäh.
Du bist mit Deinem E.T.-Kuwahara schon mal an einem "Table Top" oder einem "Sitwheelie" gescheitert.
Big Trak war das coolste Spielzeug aller Zeiten - der erste programmierbare Roboter-Laster der Welt! (...und viel zu teuer)
Es gab am Kiosk noch was für 1 Pfennig. In der Eisdiele gabs für 10 Pfennig noch nen Bollen und wenn der Eismann mittags durch die Straßen kam, warfen Mütter 20 Pfennig in Papier verpackt aus dem Fenster. Drachen konnten noch von jedem Kind selbst gebaut werden, mit Hilfe von Mehlschwitze, Transparentpapier, Packband und Holzleisten (Kosten von weniger als 2.-DM).
Lieblingsbeschäftigung auf dem Schulweg: rotglasierte Erdnüsse aus den speckigen, alten, roten Automaten mit dem Drehrad ziehen - und wenn die Jugendliebe dabei war, leistete man sich 50 Pfennig für'n Überraschungsei aus dem Automaten... vielleicht ist ja ein Ring drin?
Die Bravo für eine Mark zwanzig...
Rappelkiste!!!! ( DU RAAAAHAAATZ????und Machste mal zuhause Krach, kriegste gleich was auf das Dach... )
Spielzeugautomaten aus denen man Plastikkäfer und bunte Slimybälle ziehen konnte, die an der Wand kleben blieben und zum Ärger der Eltern fettige Flecken hinterließen.
Du dir mit Klick-Klack-Bällen die Handknöchel demoliert hast.
Pommes gab es noch in spitzen Papiertüten und kosteten 60 Pfennig.
Sammelkarten wurden in der Pause getauscht und anstatt Würstchen wurden neue gekauft.
Jeden Abend saß man mit aufnahmebereitem Kassettenrekorder vor dem Radio, und hoffte, bei "Pop nach Acht" der Moderator am Ende des Liedes die Aufnahme nicht verdarb.
Nicht zu vergessen: Leckmuscheln, Brause-Ufos und Brausepulver-Lippenstifte!
Jedes Mädchen hatte einen Monchichi (manchmal auch Jungs).
Das In-Parfüm der Mädchen hieß My Melody - absolut Kult. Janine D war aber auch in.
Füllertinte war türkis. (oder lila)
Dauerwellen waren in, z.Teil asymmetrische Haarschnitte,gerne auch nur EINEN langen Ohrring.
Paisley-Bundfalten Jeans von Vanilla, Basketballstiefel in weiss von adidas! Mädchen zogen Herrenpullis an...+
Hitparade mit Dieter Thomas Heck und seinem breiten Silberarmband!("Wir melden uns live aus dem Studio 4 in Berlin.... und da kommt sie schon, die Ebstein, die Katja, mit dem Hit...“)
Du hast es nie geschafft, den Zauberwürfel zu lösen und alle bewundert, die das im Schlaf konnten. (Zu Deiner Beruhigung: die, die das im Schlaf konnten, hatten einfach nur die Anleitung zum Lösen des Cube aus dem Spiegel auswendig gelernt...)
Es gab Sachen von Barbie, die nicht rosa waren! Du hast dich geärgert das es bei den Star-Wars-Puppen nur eine einzige Frau gab. Big Jim Puppen waren cool. (Hey, das waren keine Puppen, sondern Äktschn-Figuren!) Wem Big Jim zu teuer war, der kaufte Action-Team-Figuren. Eine Zeit lang gab's Playmobil-Color zum selbstbemalen.
"Halt, mein Freund... Wer wird denn gleich in die Luft geh'n?"
"Persil - da weiß man, was man hat. Guten Abend!"
Pizza einfach per Telefon bestellen war absolut undenkbar.
Das erste McDonalds in deiner Stadt war die Sensation. Man konnte die Milchshakesorten noch an der Farbe unterscheiden.
Du kennst Coop noch als Konsum. Zumindest kennst du Coop.
Du kannst dich erinnern, dass in Walt Disneys Lustigem Taschenbuch früher nur jede zweite Seite farbig war.
Du durftest sonntags vom Kiosk Warncke-Eis holen. Eine Sorte hieß "Kluten" und sah ähnlich aus wie das heute noch erhältliche Domino - schmeckte nur besser. Es gab auch Eissorten wie Marbella, Grünofant und Perlipop.
Du hattest keinen Ranzen, sondern einen Scout. Nichts ging ohne Adidas-Rucksack mit der dicken Kordel als Träger. Oder die blaue große adidas Tasche mit weisser Schrift und weissen Griffen.
Im Gymnasium hatten alle Mädchen Bree-Schulranzen aus Naturleder und keine normalen Etuis, sondern solche Lederrollen, auf denen die Freundinnen unterschreiben durften.
Kinderschokolade schmeckte wirklich noch anders damals - weicher und leckerer.
Am Kiosk gab es ein Eis namens Mr. Freeze oder Bussi Mix - gefärbtes Zuckerwasser in Plastikfolie eingefroren.
Eine Zeit lang gab es eine Nuss-Nougat-Creme in einer Art größeren gelben Zahnpastatube. Das Teil hieß Kaba-Brotschmauss?.
Bei Real-Kauf gab es noch politisch inkorrekte Negerküsse, zeitweise sogar mit gelbem oder orangem Überzug anstelle des Schokoüberzugs. Dickmänner gab es noch nicht. Die normalen Negerküsse waren kleiner (aber wiederum größer als Mini-Dickmanns).
Wenn du ein Mädchen warst, hast du alle Bände von Hanni & Nanni gelesen und wünschtest dir heimlich, deine Eltern würden dich auch mal ins Internat schicken. Pucki-Bücher waren in. Mini-Steck!!! Wie viele Stunden haben wir Bilder auf diesem weissen Gitter zusammengesteckt und dabei 3 Fragezeichen Kassetten gehört.
Am Kiosk gab es noch das leckere Eis "Limoa". Mmmmmmh!
Kennt Ihr noch "Esspapier"? (Gibt es das heute noch?)
Cola-Automaten? machten ausschliesslich mechanische Geräusche, bevor die 0,2-Literflasche mit Getöse in den Schacht knallte.
Dir sind noch die breiten, blauen, roten oder grünen Plastikkämme in Erinnerung, die man in der Gesäßtasche der Jeans trug, an deren coolen Griff dann die Jacke hängenblieb und die einem immer wieder geklaut wurden. Die Neubeschaffung war dafür ja auch ganz leicht. Afrolook war absolut in.
"Bade mit Badusan", "AKA Elektrik - in jedem Haus zu Hause"... ja das waren noch Zeiten.... und nicht zu vergessen der MINOL-Pirol!
Banner Seifer, Creme 21 im Original...
Du hast mit den ersten Playmobilfiguren gespielt, wahlweise in gelb, rot oder blau erhältlich. Play Big war einfach peinlich und passte größenmässig nicht zu Playmobil.
Du hast als Kind Tri-Top getrunken - ein Fruchtsaftkonzentrat, das vor dem Genuß mit Wasser verdünnt werden mußte (eine Kappe auf ein Glas Wasser). Natürlich hat man stets mehr Tri-Top ins Wasser gekippt als man sollte, auch wenn die intensive Mischung nicht wirklich lecker, sondern eher ätzend süß schmeckte. Wird mittlerweile auch wieder verkauft, schmeckt aber bestimmt nicht so wie früher...
Quench. Wenn ich jemals Darmkrebs bekommen sollte, dann ist Quench der Grund dafür.
"ADO Gardinen - die mit der Goldkante" und "Bauknecht weiss, was Frauen wuenschen" (eine unglaubliche Frechheit!)
Wer kennt nicht die geflochtenen Plombenzieher-Karamelriegel: Die drei Musketiere?
"Was wollt Ihr denn?" - "MAOAM"
Darda-Spielzeugautos waren der absolute Renner. Auch wenn nach einigem benutzen die Feder hoffnungslos ueberspannt war.
Die einzigen Streichhölzer, die man kaufen konnte (wenn man schon durfte; jeder Versuch wurde durch die aufmerksame Inhaberin des Krämerladens Himmelreich vereitelt!) waren Welthölzer von der DZMG.
GEIL! Genauso wars - und man hat in der Schule pastellfarbene Bleistifte getauscht, die - wenn man sie angespitzt hat - nach Apfel, Erdbeere, Melone oder anderen leckeren Düften gerochen haben...
Wenn du nach 1980 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun!
Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt alle anderen weiterlesen!
Wenn du als Kind in den 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es
zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!
Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.
Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium.
Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.
Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm!!!
Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten.
Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.
Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!
Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst.
Keiner fragte nach Aufsichtspflicht. Kannst du dich noch an Unfälle erinnern?
Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders.
Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.
Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround Sound, eigene Fernseher, Computer,Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde!!!
Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns... Wie war das nur möglich?
Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen.
Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.
Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!
Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht.
Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen!
Quelle
Wollt ihr noch weiter zurück?
Kampfansage?
Dafür lest ihr bald nur noch die Apothekerzeitung!
Es grüßt der rotzfreche Nachwuchs.  _________________ "I still believe in the need for guitars and drums " (FRANK TURNER) |
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pepe Reiner Titan

Anmeldungsdatum: 29.12.2006 Beiträge: 1342
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Verfasst am: 16.09.2009, 20:10 Titel: |
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Wenn ich so etwas lese, ist das immer wie eine Zeitreise für mich.
Eine Zeitreise der besonderen Art, will ich euch nicht vorenthalten.
Die zweite Chance
War es ein Traum?
Hatte ich mein gesamtes Erwachsenwerden nur geträumt? Nein - es sei
denn, man konnte im Traum lesen, schreiben, reden, programmieren,
handeln lernen.
Eines Tages wachte ich auf und war wieder ein Junge. Ein kleiner Junge.
Der beim Aufwachen über die Verifizierung von elektronisch versandten
Datenpaketen nachdachte. Elektronisch versandte Datenpakete! In
meinem Geburtsdorf dachte 100 Prozent aller Einwohner bei Paketen
noch an die Deutsche Bundespost. Aber da stand ich - in meinem
Pinocchio Schlafanzug, das kleine Fenster mit dem Blick auf den
Wendelstein, die Märklin Modelleisenbahn, die die gesamte Längsseite
des kleinen Zimmers einnahm.
Wie betäubt stieg ich aus dem Bett, tapste auf meinen kleinen Füssen die
Holztreppe herunter. Als 25jähriger hatte ich einmal meinen alten
Kindergarten besucht. Es war wie das Auffrischen vergilbter Fotografien.
Das gleiche Gefühl hatte ich jetzt. Das alte Bauernhaus... es war 1983
abgerissen und an ein Museumshaus verkauft worden. Wirklich? Aber
warum lief ich dann die Treppe herunter. Warum reichte ich gerade bis
zur Fensterbank.
Ich betrat die Küche. Die alte Bauernküche. Meine Mutter. Höchstens
dreißig Jahre alt. Eher jünger. Ich setzte mich auf die Küchenbank. Nein -
ich kletterte die Küchenbank hoch. Die Tageszeitung. Das Datum.
Es war der 16. April 1973.
Israel war gerade von seinen arabischen Nachbarn überfallen worden.
Der Yom-Kippur-Krieg.
Und ich wusste wie er ausgehen würde.
September 1973 - Erste Schritte
"Was tust Du denn da?" fragte Mutter belustigt. Klar - für Sie musste es
drollig aussehen, wie ein vierjähriger Junge die Tageszeitung in der Hand
hält.
"Der Schreiber hier meint, dass die Israelis keine Chancen gegen die
Araber haben. Der Mann hat keine Ahnung." antwortete ich trocken und
blätterte zu den Inlandsberichten. Das Deutsch... es war so altmodisch.
So primitiv. So...
Es war ganz einfach Deutsch. Keine Anglizismen. Das Airport Terminal
hieß hier noch Abflughalle. Die Telekom war noch die Deutsche
Bundespost.
Breschnew zu Besuch in Bonn. Helmut Kohl zum CDU-Chef gewählt.
Vielleicht sollte ich Wetten darauf abschließen, dass er noch neun Jahre
braucht, um ins Kanzleramt einzuziehen. Erst jetzt merkte ich, dass
meine Mutter mich sprachlos anstarrte.
"Sag mal.... s- seit w-wann kannst Du lesen?" stotterte sie verblüfft.
"Seitdem sich mein Bildungsbedürfnis nicht mehr durch den Konsum von
bunter Bildchen befriedigen ließ." Mir war alles egal. Wenn ich träumen
sollte, dann war es ohnehin egal. Wenn nicht, sollte ich rechtzeitig klare
Verhältnisse schaffen und zeigen, wer hier das Sagen hatte.
"Stefan kannja garnicht lesen! Stefan ist eine kleine Pupsnase!" lachte
eine Stimme hinter mir. Vor Schreck ließ ich die Zeitung fallen und drehte
mich um. Vor mir stand meine Schwester. Meine kleine, über alles
geliebte Schwester. Naja - eigentlich meine große Schwester - schließlich
war sie ein Jahr älter als ich. Gewesen.
Meine Schwester starb im Alter von zwölf Jahren an Leukämie.
Und auf einmal begriff ich die ungeheure Chance, die mir das Leben
geschenkt hatte. Ich wusste, dass es kein Traum war. Irgendetwas war
geschehen - und ich hatte vor, diese Fügung zu nutzen.
April 1974 - Grundlagen schaffen
"Und jetzt sag mal, Stefan." Dieter Thomas Heck beugte sich zu mir
herunter. "Und Du hast das Liedchen wirklich selbst geschrieben?"
"Ja, habe ich!" Neun Jahre Vorträge an internationalen Universitäten,
Schulungen, Kongresse, Meetings. Und jetzt das - als neuer "Kinderstar"
in der ZDF Hitparade. Es wurde wirklich Zeit, dass endlich
Privatfernsehen eingeführt wurde. Und diese Gesetze - ich durfte am Tag
höchstens eine Stunde "arbeiten". Kinderschutzgesetze eben. Nicht
unbedingt für Zeitreisende wie mich geschaffen. "Weil dem Josef seine
Eltern die lassen sich scheiden und da war er so traurig und da hab ich
ihm das Lied geschrieben."
Irgendeines Kindes Eltern lassen sich immer scheiden - auch wenn das
im urbayrischen Brannenburg etwas schwierig war. Auf jeden Fall musste
Josef (übrigens ein kleiner, unausstehlicher Klotz der mir 1980 beim
Werkunterricht aus Blödheit ein glühendes Brandeisen in den Arm gejagt
hatte... jagen wird) jetzt für meine "Und dabei liebe ich Euch beide"
Schmonzette hinhalten.
Verdammt - ein Kinderstar zu sein konnte einen zum reinen Zyniker
reifen lassen. Für die Medien (das hieß hier übrigens noch Presse und
Rundfunk) legte ich meine "Kindersprech" Scheibe auf - zuhause lief das
ein wenig anders. Mein Vater hatte zwar nicht genau kapiert, was Sache
war (Er ging wohl irgendwie von einer Mutation durch Verstrahlung aus -
er liebte diese Perry Rhodan Schmöcker), aber er hatte schnell
geschaltet. Stefan Zaisserer war mittlerweile ein eingetragenes
Warenzeichen, um dass sich zwei Anwälte kümmerten.
Neben der "offiziellen Kinderarbeit" ackerte ich zuhause wie ein Tier. Es
schien geradezu eine Sucht zu sein ja kein Quentchen Wissen, dass ich
um die Vorgänge der nächsten Jahrzehnte hatte, zu verschwenden. Da
ich mit den Kindern in meinem Alter ohnehin nicht viel anfangen konnte
(Ich war einfach zu "väterlich" meinte der Pfarrer), vertrieb ich mir die
Zeit an einer nagelneuen elektrischen Schreibmaschine.
Erste Priorität: Ich benötigte Geld. Viel Geld.
Der einfachste Weg: Ich kannte jeden verdammten Hit der nächsten 25
Jahre. Und als erstes musste Andrea Jürgens dran glauben.
August 1974 - Siebenstellig.
"Ich weiß nicht, woher Deine Kreativität kommt." sagte Vater leise,
während er sich einen Kaffee einschenkte. "Aber Du solltest Dir für Deine
Veröffentlichungen vielleicht andere Kanäle suchen. Wenn das so
weitergeht, wirst Du den Menschen noch unheimlich."
Er hatte recht. Drei Nummer 1 Hits hintereinander, ein Platin-Album. Ich
hatte bereits öffentlich zugegeben, dass mein Vater mir bei den Liedern
(Das hieß tatsächlich noch "Lieder" - nicht Songs) helfen würde. ein Witz -
mein Vater konnte noch nicht einmal rhythmisch auf einen Topfdeckel
schlagen. Aber die Öffentlichkeit war zufrieden und kaufte meine Platten.
Mit einer gewissen Zufriedenheit las ich den Kontoauszug. Die
Fußballwetten hatten mein Vermögen schlagartig verdoppelt. Die
Deutschen waren Weltmeister geworden. Deutschland im Freudentaumel.
Stefan einen Schritt weiter.
Juni 1975 - Schulfrei.
Sehr geehrter Herr Zaisserer,
hiermit entsprechen wir Ihrem Wunsch, für Ihren Sohn einen Privatlehrer
zu engagieren. Stefan hat alle Prüfungen mit den besten jemals
gemessenen Leistungen mit Bravour bestanden. Da es sich als schwierig
erweisen dürfte, einen sechsjährigen in die fünfte Klasse einzuschulen -
so die Mindestempfehlung unseres Schulpsychologen - gestatten wir den
Privatunterricht.
Mit Bedauern mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass Sie einer
Teilnahme Stefans an unseren Testprogrammen nicht zustimmen. Wir
bitten Sie nochmals, diesen Entschluss zu überdenken, da Stefan unserer
Schulforschung von enormen Nutzen sein kann.
Mit freundlichen Gruessen
Walter Hettmeyer
Kultusminister des Freistaates Bayern.
Januar 1976
Ich fiel doch glatt vor Lachen vom Stuhl. Vor mir die neueste Ausgabe
des Spiegels, auf der Titelseite meine Eltern und mein Lieblingsonkel
Dieter. Darunter, in großen Blockbuchstaben "Die Multimedia-Familie!"
Ich hatte den Begriff aus Spaß bei dem Interview meiner Eltern fallen
lassen - der Reporter hatte den Begriff eilends aufgegriffen. Die würden
sich wundern, wenn sie merken, dass der Begriff "Multimedia" seit drei
Monaten auf unsere Firma geschützt war. Offiziell schrieb Vater
Drehbücher, Mutter Lieder, Dieter verfasste Kinderbücher. Und ich sehnte
mich verzweifelt nach einem Notebook.
Selbstverständlich verfilmten wir auch die Drehbücher meines Vaters.
Und einige andere auch - ich hatte mich gerade an der neuesten
Produktion eines amerikanischen Spinners beteiligt. So eines dieser
Weltraummärchen. Aber eigentlich war dieser George Lucas ein wirklich
netter Kerl. Genauso wie Mr. Spielberg, mit dem ich gerade das
Drehbuch zu einem Film besprach, in dem ein großer, weißer Hai die
Hauptrolle spielen sollte.
Hey - das machte Spaß.
Zaisserer Multimedia beschäftigte bereits 173 Personen und hatte bereits
eine Auszeichnung als "modernstes Unternehmen Deutschlands" erhalten.
Immerhin lief bereits die komplette Verwaltung auf Computermaschinen.
November 1976
Mister Gates bedankt sich für die gute Zusammenarbeit und die
schnelle Überweisung der vereinbarten Summe. Zaisserer Multimedia hält
einen Anteil von 24,6 Prozent an der Firma Microsoft, Redmont, USA.
Dieser Anteil wird von Zaisserer Multimedia mit jeder Kapitalerhöhung
gehalten. Ein aktives Stimmrecht wird in den nächsten 15 Jahren
nichtausgeübt, es werden nur Empfehlungen ausgegeben.
Wie besprochen wurde der Vertrag mit der Intel Corporation heute
unterzeichnet. Für die Summe von 12 Millionen Dollar überträgt Ihnen
MorganBush 16 Prozent der Stimmrechtsaktien an der Intel Corporation.
... halte ich es dennoch für reinen Wahnsinn, in Tokyo für dreissig
Millionen DM Grundstücke aufzukaufen. Der Trend der Japaner, ihre
Verwaltungen aus der Hauptstadt in andere Grossstädte auszulagern ist
ungebrochen. Ich bitte sie nochmals, ihre Entscheidung...
... und Du bist Dir sicher, dass Du die Filmmusik zu "Saturday Night
Fever" von den BeeGees einpielen lassen willst? Die Schwuchtelstimmen
will doch kein Mensch mehr hören...
September 1977
"... wurden bei der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin
Schleyer vier Polizisten getötet. Diese grausame..." Ich schaltete den
Fernseher ab. Das war eine der bisher schwersten Entscheidungen
gewesen. Aber das Attentat zu verhindern hätte bedeutet die deutsche
Geschichte erheblich zu verändern. Damit klebte erstmals Blut an meinen
Händen. Mir war schlecht. Ich kroch in mein Bett und dachte noch lange
nach, bevor ich in einen unruhigen Schlaf versank.
Weihnachten 1979
Ich war müde. So müde. Einsam. Da saß ich nun, mit meiner Familie vor
dem Weihnachtsbaum. Zehn Jahre alt, psychisch gerade vierzig
geworden. Zaisserer International beschäftigte viertausend Beschäftigte
in dreißig Ländern. Mein Vermögen belief sich auf fast zehn Milliarden
Dollar. Jetzt konnte das Spiel richtig beginnen. Doch ich hatte die Lust
daran verloren. Ich wollte wieder Kind sein. Das Leben genießen, spielen
können.
Gestern waren die Russen in Afghanistan einmarschiert. Ich hatte bereits
in den letzten Monaten für eine Milliarde Gold eingekauft. Der Wert würde
sich in der nächsten Woche verdreifachen. Wieder reicher.
Doch es war bedeutungslos.
Sommer 1984
Ich war zufrieden. Verliebt. Glücklich. Betrunken. Anfang 1980 hatte ich
die laufenden Geschäfte einem kompetenten Aufsichtsrat übertragen
und... mich eingeschult. Ich hatte mich auf neue Fächer gestürzt, hatte
Sprachen gelernt, Spanisch, Französisch (diesmal OHNE meiner Lehrerin
die Handtasche anzuzünden), Latein. Klar - ab und zu konnte ich es nicht
lassen. Die DaVinci AG agierte nur noch als reine Holding für sehr, sehr
erfolgreiche Unternehmen in den Bereichen Elektronik,
Telekommunikation, Luft- und Raumfahrt, Versicherungen.
Meine Schwester lebte. Ich hatte sie Anfang 81 zu einem
Krebsspezialisten geschleppt. Der Mann war etwas erstaunt, als er
Leukämie im frühesten Stadium diagnostizierte, das er jemals erlebt
hatte. Es war nicht einmal eine Chemotherapie nötig.
Mit meiner Schulband "Die Toten Hosen" machte ich enorm erfolglosen
Punkrock - aber es machte Spaß.
Anderen Bands die guten Songs wegzunehmen... das wollte ich nicht
mehr. Aber einen neuen Namen... Campino würde das verkraften.
Vielleicht sollte ich Fortuna Düsseldorf als Ausgleich eine Million schenken.
Und da war Sabine. Ein Traum. Ich war furchtbar verliebt. Furchtbar
pickelig. Die Pubertät hatte ihre Vorteile - der furchtbar unausgeglichene
Hormonhaushalt hatte meine innere Lethargie besiegt - ich war
aufgekratzt wie ein... naja - wie ein fünfzehnjähriger eben.
Alles war gut.
November 1988
Ich setzte mich auf die Mauer und betrachtete die Menschenmenge. Dann
zog ich mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Berliner
Büros der ARD. "Ihr solltet mal zum Grenzübergang Charlottenburg
kommen - da geht gleich die Grenze auf." Grinsend steckte ich das kleine
Telefon, übrigens ein Produkt (Zeiss 6150 Dualband), dass meiner
"damaligen Zeit" um mindestens zehn Jahre voraus war, zurück in die
Tasche. Ich machte oft solche Anrufe. Einmal, bei der Nasa, hatten sie
mir nicht glauben wollen. Dennoch war das Shuttle nicht explodiert.
Ich hatte die Zeit verändert. Die Elektronik hatte früher in die Haushalte
Einzug gehalten. In Deutschland gab es bereits fünf Mobilfunkdienste -
zwei davon gehörten, ohne dass es jemand recht wusste, mir. Wie nett.
Durch das Investieren in die richtigen Industriezweige hatten sich
gewaltige Kräfte verlagert, waren zahlreiche Fehlinvestitionen
unterblieben.
Allerdings gingen mir langsam die Ideen aus. Da sich die Geschichte aus
den mir bekannten Schienen bewegte, konnte ich nicht mehr viel
voraussagen.
Die DDR noch. Ich hatte in den letzten zwei Jahren einige Anstrengungen
unternommen, den Fall des Arbeiter- und Bauernstaates sanft
aufzufangen. Die Bundesregierung war über die wirkliche Situation in
Ostdeutschland informiert - bereits 1983 hatte ich einen Milliardenkredit
verhindert und dadurch den Sturz Honeckers beschleunigt. Und jetzt, ein
Jahr vor der Zeit, war es soweit. Die Mauer fiel.
Alles war gut.
2000 - heute
Am 22. Mai 2000 gab ich ein Fest. Den Grund wussten nur meine Eltern -
es war der letzte Tag in meinem alten Leben gewesen - am nächsten
Morgen war ich als Kind aufgewacht. Ich war der Internet-König der Welt,
Gründer von Yahoo, Altavista und AOL, der größte Songschreiber und
Drehbuchautor, der größte Kunstmäzen und Wohltäter.
Das Fest hielt sich im überschaubaren Rahmen. 1984 hatte ich
verhindert, dass mein Geburtshaus an ein bayrisches Museumsdorf
verkauft wurde. Ich wollte diesen Ort der Behaglichkeit, der Sicherheit
nicht ein zweites Mal verlieren. Der wertvollste Dienst, den mir der
Zeittransit erwiesen hatte war, dass ich die Menschen, denen ich
begegnete, besser einschätzen konnte - und sei es nur, weil ich ihnen auf
irgendeine Weise in meinem alten Leben bereits begegnet was. Meine
Gäste hier - das war der größte Schnittpunkt zu meinem alten Leben. Ich
hatte über die Jahre bewusst den Kontakt zu meinen alten Freunden
gesucht - für mich ein Wiedersehen, für sie ein erstes Kennenlernen.
Wir feierten bis vier Uhr nachts - dann waren die letzten Gäste zu Bett
gegangen. Dann - im Dunkeln noch, verließ ich das Haus und ging über
die Wiesen zur Kapelle St. Margarethen, um von dort aus den
Sonnenaufgang zu erwarten.
Während sich der Tag mit einem ersten, blauen Leuchten in der Ferne
ankündigte, stellte ich mir zum tausendsten Mal die entscheidende Frage.
Hatte ich die Welt besser gemacht?
Ich wusste nicht, ob es ein Privileg war, dass mich in die Vergangenheit
geschleudert hatte oder ein Unfall. Ich wusste nicht einmal, ob ich dieses
Leben wirklich gelebt hatte oder ob es sich um eine Art Prophezeiung
handelte. Sicher hatte ich einige Wege gerade gebogen. Aber dies war
oftmals auf Kosten anderer geschehen. Statt den USA boomte die
Wirtschaft heute im vereinigten Deutschland. Die Europäische Union, der
Handelskoloss, der mit der Jahrtausendwende die ehemaligen
Ostblockstaaten aufgenommen hatte. Russland, dass die Reformen
vorsichtig und mit Bedacht angegangen war.
Aber war dies wirklich eine bessere Welt?
Es gab AIDS, Hunger in Afrika. Und - es gab immer noch die Apartheid in
Süd-Afrika, einen schwelenden Bürgerkrieg in China, Krieg zwischen
Indonesien und Malaysia.
Wie immer waren die wahren Probleme die Erwartungen, die ich an mich
selbst stellte.
Es war keine bessere Welt.
Sie war nur... anders.
Vielleicht sollte das reichen - für den Anfang. Schließlich fing mein Leben
heute erst an.
Guten Morgen.
Quelle: zeitenschmiede.de _________________
Eine Seele haben viele Vereine, einen Seeler nur wir. |
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Sleepless Reiner Titan
Anmeldungsdatum: 07.06.2005 Beiträge: 4231
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Verfasst am: 16.09.2009, 22:45 Titel: |
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Was ist das alles herrlich. Da versteht man dass die Eltern früher so gerne an "früher" zurückgedacht haben und alles besser fanden. Nun sind wir genauso ... und sie hatten recht  _________________ Beschütze was Du liebst. |
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Jochen Reiner Titan

Anmeldungsdatum: 28.01.2007 Beiträge: 760
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Verfasst am: 17.09.2009, 07:10 Titel: |
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...Leude Leude, wenn man das so liest (und man braucht lange für diese schönen Beiträge)
dann fällt mir nur ein dummer Spruch ein den ich so gern sage:
Ihr seid genau die Sorte Mensch vor denen mich meine Eltern früher immer
gewarnt haben.
Weiter so mit GUT und werdet NIE Alt...
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